Projekt Digitalisierung in der dualen Bildung (DidA) bei den 2,5-jährigen Industriekaufleuten und Medienkaufleute geht ins zweite Jahr – 3-jährige Industriekaufleute starten als BYOD-Klassen

Um was geht es?

Über die Digitalisierung der Industrie wird schon lange gesprochen, ihre Einflüsse auf unseren Alltag werden ebenso immer stärker spürbar. Welche Auswirkungen die Digitalisierung in der Bildung hat/haben kann/ haben sollte, wird in Fachkreisen ebenfalls schon seit geraumer Zeit diskutiert. Zum Start des Grundstufenblocks 2018/19 haben sich in der Berufsschule zwei Klassen angehender Industriekaufleute und eine Klasse zukünftiger Medienkaufleute zusammen mit ihren Lehrkräften und Ausbildern auf den Weg gemacht, digitale Medien gezielt im Unterricht einzusetzen. Zum Start des Grundstufenblocks 2019/20 sind weitere zwei Klassen angehender Industriekaufleute und eine Klasse zukünftiger Medienkaufleute hinzugekommen. Dabei wird der digitalen Verknüpfung der Lernorte Schule und Betrieb zur Steigerung der Wirksamkeit von Lehre und Ausbildung besonderes Augenmerk geschenkt.

Parallel zum Projekt DidA werden in den beiden 3-jährigen Blockklassen seit dem Schuljahr 2019/20 bei den Industriekaufleuten zwei Klassen nach dem Konzept Bring Your Own Device (BYOD) unterrichtet. Wir danken unseren Ausbildungsbetrieben für das entgegengebrachte Vertrauen und die tatkräftige Unterstützung bei diesem Vorhaben.

Zusammen mit drei weiteren Ludwigshafener berufsbildenden Schulen aus dem technisch-gewerblichen Bereich (BBS N, T1 und T2) nehmen wir als einzige kaufmännische Schule in Rheinland-Pfalz an dem Pilotprojekt DidA teil. DidA steht für „Digitalisierung in der dualen Ausbildung“. Neben dem Bildungsministerium sind das Pädagogische Landesinstitut, die Universität Kaiserslautern, die Stadt Ludwigshafen sowie die BASF beteiligt. In dem zunächst auf drei Jahre angelegten Projekt will man vor dem Hintergrund der Digitalisierung in der Berufs- und Arbeitswelt herausfinden, wie man durch den Einsatz digitaler Medien und Techniken den Lernerfolg bzw. den Kompetenzerwerb von Auszubildenden fördern kann. Weiterhin soll die Kommunikation zwischen den dualen Partnern unterstützt werden.

Was bedeutet das für unsere Schülerinnen und Schüler konkret?

Die Vermittlung der Unterrichtsinhalte und die Förderung der beruflichen Handlungskompetenzen sollen noch stärker durch den Einsatz digitaler Medien und Techniken unterstützt werden. Hier können wir schon jetzt ein sehr hohes Niveau vorweisen. Was die technische Komponente anbelangt, ist festzustellen, dass derzeit alle IK-Klassenräume mit Beamern, Dokumentenkameras sowie stationären PCs und Druckern ausgestattet sind. Die Auszubildenden haben die Möglichkeit, auf Unterrichtsmaterialien in digitaler Form über eine webbasierte Lernplattform zuzugreifen.

Durch das Projekt DidA kommen nun zwei weitere Komponenten hinzu, und zwar der flexible Datenaustausch über einen von der Schule betriebenen Onlinespeicher (NAS: Network Attached Storage) sowie der Einsatz von Convertible-Notebooks. Der Onlinespeicher ist innerhalb des Schülernetzwerks im Schulgebäude als Netzwerklaufwerk erreichbar, kann aber webbasiert von jedem Browser aus aufgerufen werden. Dadurch können Daten in der Schule bereitgestellt bzw. bearbeitet werden und sind dann an jedem beliebigen Ort mit Internetzugang weiterhin verfügbar. Auf dem Onlinespeicher wurde auch ein geschlossener Bereich angelegt, auf dem Schule und Betrieb gemeinsam auf Daten zugreifen können.

Alle Schülerinnen und Schüler der Klassen IK18c, IK18d sowie MK18 und IK19c, IK19d sowie MK19, die nicht von der BASF ausgebildet werden sowie die Lehrerinnen und Lehrer, wurden über Projektgelder und Mittel des Schuletats mit digitalen Endgeräten (Convertible-Notebooks, die sich auch als Tablet nutzen lassen) ausgestattet. Die Auszubildenden der BASF wurden direkt von ihrem Ausbildungsbetrieb mit mobilen Endgeräten versorgt.

Für die wichtigsten eingeführten Lehrbücher der Auszubildenden werden parallel zur gedruckten Variante auch digitale Schulbücher eingesetzt.

Natürlich soll der DV-Einsatz kein Selbstzweck sein, denn es geht immer darum, die methodisch-didaktischen Entscheidungen dahingehend zu hinterfragen, ob die Maßnahmen für die Ergebnisse der Abschlussprüfung bzw. der Prüfungen im Rahmen des Europakaufmanns und nicht zuletzt für den Ausbau der beruflichen Handlungskompetenzen förderlich sind. Aus unseren bisherigen Erfahrungen im Einsatz der DV außerhalb des IV-Unterrichts, also in den allgemeinbildenden Fächern und im berufsbezogenen Unterricht in den Lernfeldern, sind wir sehr zuversichtlich, dass wir mit dem Projekt einen positiven Beitrag für den Erfolg unserer Schülerinnen und Schüler sowie „unserer“ Betriebe leisten werden.

Die Ziele des Projekts im Überblick:

  • Ausweitung des selbstgesteuerten Lernens durch zeit- und ortsungebundene Bildungsangebote.
  • Entwicklung und Erprobung von pädagogischen Konzepten zur Individualisierung des Lernprozesses durch flexiblere Auswahl des Lernangebotes, des Lernortes und des Lernzeitpunktes.
  • Erhöhung der Transparenz und Wirksamkeit der Lernprozesse.
  • Stärkung der Lernortkooperation und Vernetzung in der dualen Ausbildung.
  • Weiterqualifizierung von Lehrkräften und Ausbilderinnen bzw. Ausbildern in den Aspekten der digitalen Berufswelt.
  • Erarbeitung eines Beratungs- und Fortbildungskonzeptes für Schulen bzw. Lehrkräfte im Bereich Digitalisierung in der beruflichen Ausbildung.
  • Erstellung eines Transferkonzeptes für alle berufsbildenden Schulen in Rheinland-Pfalz.

Die Maßnahmen im Einzelnen:

  • Einrichtung einer gemeinsamen Austauschplattform für Schüler, Lehrer und Ausbilder; dabei knüpfen wir mit unserer NAS (Network Attached Storage) an die Erfahrung unserer Laptopklassen im Wirtschaftsgymnasium an sowie mit Open OLAT an die langjährigen und guten Erfahrungen der Hochschulen im Land.
  • Schaffung technischer Voraussetzungen für einen bereichsabdeckenden, kabellosen Aus-tausch mit WLAN an den Lernstandorten Betrieb und Schule unter Wahrung datenschutz-rechtlicher Rahmenbedingungen.
  • Ausstattung der Lehrenden und Lernenden mit Endgeräten im Interesse einer Chancen-gleichheit für die Lernenden.
  • Dokumentation der Unterrichtsinhalte in digitaler Form, die allen am Prozess Beteiligten on-line zugänglich ist. Dabei ist an Arbeitsblätter, Unterrichtsdokumentationen, berufliche Handlungsaufgaben, Portfolios, interaktive Lernprogramme oder Lernvideos gedacht. Die Lernzeit kann so individualisiert und weitgehend ortsunabhängig gestaltet werden.
  • Fortbildungs- und Vernetzungsmaßnahmen für ein wirkungsvolles Unterrichten mit digitalen Medien aller Lehrenden und an der Ausbildung Beteiligten; ein Tandem-Mentoring in Schule und Betrieb sind angedacht. Geprüft wird auch die Möglichkeit der gemeinsamen Fortbildung der Lehrkräfte mit Ausbilderinnen bzw. Ausbildern, wie sie in der Fachkräftestrategie des Landes empfohlen wird.
  • Konzeption von Fortbildungen für alle Lehrkräfte in RLP durch das pädagogische Landesinstitut.
  • Pilotschulen als Prototypen (z.B. im Rahmen der PL-Hospitationsschulen).
  • Wissenschaftliche Begleitung, durch die technische Universität Kaiserslautern, bei der fach-didaktischen Umsetzung und Evaluation des Schulversuchs im Zeitraum der Einführung und Konsolidierung sowie einer Umsetzungsplanung in die Breitenanwendung (Transferkonzept).

Meilensteine des Projekts:

  • 1. Lenkungstreffens DidA am 23.10.2018
  • Ausgabe der ersten Rechner im Schuljahr 2018/19 an der BBS WI Ludwighafen
  • Besuch der Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig und des BASF-Vorstandsmitglieds Michael Heinz
  • Pressemitteilung vom 07.11.2019 Kooperationsvereinbarung BASF BM BBS
  • Filmbericht der BASF zur Zwischenbilanz: Gut vorbereitet in die Zukunft: BASF stärkt Digitalisierung an berufsbildenden Schulen
  • Gemeinsame Fortbildung mit Ausbildern und Lehrkräften PL 28.10.2019

Frank Schwaller (Abteilungsleiter Berufsschule), interne Projektleitung BBS W I Ludwigshafen