W1 richtet Transgenderday of Rememberance aus

Tomate – Obst oder Gemüse?
Mit diesem Beispiel aus der Natur sind sechs Schülerinnen der 13. Jahrgangsstufe des Wirtschaftsgymnasiums als Theateraufführung in das Thema „Transgender“ eingestiegen.
Die Unterscheidung zwischen Obst und Gemüse ist nicht biologisch, sondern kulturell bedingt. Zum Obst gehören mehrjährige Pflanzen. Die Frucht wächst aus der Blüte und hat in der Regel einen hohen Zuckergehalt. Gemüse sind meist einjährig, entstehen aus anderen Pflanzenteilen als der Blüte und haben nur wenig Süße.
Die Tomate wächst zwar aus der Blüte, ist aber einjährig und hat wenig Süße.
Den Gedenktag „Transgenderday of Rememberance“ am 20. November gibt es seit 2019 in Ludwigshafen und erinnert an die gewaltsame Verfolgung von Menschen, die sich im „falschen“ Geschlecht fühlen.
Die meisten Menschen haben ein binäres Geschlechtermodell im Kopf. Es geht davon aus, dass es nur ein männliches oder weibliches Geschlecht gibt. Festgemacht wird das in der Regel am Geschlechtskörper, d.h. der Ausprägung des Körpers im Hinblick auf die Genitalien, aber auch im Hinblick auf den Körperbau aufgrund von äußeren, körperlichen Merkmalen. In der Realität gibt es aber nicht nur zwei, sondern eine ganze Bandbreite ineinander übergehender geschlechtlicher Merkmale, die sich von Mensch zu Mensch unterscheiden. In Deutschland leben etwa 100.000 Menschen, die intersexuell sind, also mit männlichen und weiblichen Geschlechtsmerkmalen zur Welt kommen. Das entspricht ungefähr der Größe von Kaiserlautern.

Hinzu kommt die Fremdwahrnehmung im mitmenschlichen Umfeld und die Einordnung durch andere. Entscheidend ist aber letztlich das Selbsterleben eines Menschen. Weicht die Selbstverortung eines Menschen von dem bei Geburt zugewiesenen oder dem sozial zugeschriebenen Geschlecht ab, spricht man von Geschlechtskörperdiskrepanz, Transsexualität bzw. Transgender.
Mit der Schilderung, wie es dem 1908 in Ludwigshafen geborenen Heinrich Eugen Habitz erging, wird Bezug auf den Umgang mit Transsexuellen im Nationalsozialismus eingegangen. Ende 1929 ging Heinrich nach Hamburg, bemühte sich um den Aufbau einer Existenz als ‚Transvestit‘ und Prostituierte und nannte sich fortan ‚Liddy Bacroff‘. Im August 1938 wurde sie vom Landgericht Hamburg wegen „gewerbsmäßiger widernatürlicher Unzucht“ als „gefährlicher Gewohnheitsverbrecher“ zu drei Jahren Zuchthaus mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. 1942 wurde Liddy Bacroff in das KZ Mauthausen eingeliefert, wo sie 1943 ermordet wurde.

Auch unser musikalischer Beitrag greift auf, wie sich die Menschen bis heute schwer mit dieser Thematik tun. Die Vorstellung einer “durcheinandergebrachten Welt”, in der “Mädchen Jungen und Jungen Mädchen sein können”, klingt im Sommer 1970 skandalös. Und dennoch stürmt der Song „Lola“ von den Kinks im Herbst 1970 die Charts (Platz zwei in Großbritannien und Platz neun in den USA). Zum besseren Verständnis wird der Text zunächst auf Deutsch vorgetragen und anschließend von dem Gitarren-Lehrer-Duo Katja Jahn und Klaus Kirchhof konzertreif vorgetragen.

Ute Edelmann-Schraut