Bridges 2017 - Worcester

Wie bereits in den letzten Jahren hatten auch in diesem Schuljahr, in der Zeit vom 19. März bis zum 02. April, wieder acht ausgewählte Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, ein EU- gefördertes Praktikum im Ausland zu machen.
Die Schüler setzten sich diesmal aus verschiedenen Ausbildungsberufen an unserer Berufsschule aus den Bereichen Industrie, Informatik, Büromanagement und Bank zusammen.
Peter Corbishley, unser sehr zuverlässiger Partner von der Principia School of Language Ltd. in Worcester, hatte auch dieses Jahr wieder ein hervorragendes Programm mit Städtetouren nach Birmingham und London sowie diversen gemeinsamen social evenings vorbereitet.
Weiter hat er dafür Sorge getragen, dass die Schüler/innen in ihm gut bekannten und verlässlichen Gastfamilien untergebracht wurden. Er hat zudem alle Hebel und Kontakte in Bewegung gesetzt, damit die Schüler/innen in Worcester Praktika nach ihren vorab geäußerten Wünschen absolvieren konnten.
In diesem Jahr reichten die Praktikumsstellen von der Universität von Worcester über Grundschulen und Informatikunternehmen bis hin zu wohltätigen Organisationen.

Ich als Betriebswirtschafts- und Englisch Lehrer unserer Schule freue mich, unseren Schülern einen solch lehrreichen Austausch anbieten zu können, der neben unzähligen sozialen, sprachlichen und beruflichen Erfahrungen insbesondere wichtige interkulturelle Erkenntnisse mit sich bringt.
Ich freue mich schon auf die neuen Kandidaten im nächsten Jahr.

Doch genug der Vorrede, denn nichts ist authentischer als Erfahrungsberichte von Schülern, die an dem Austausch teilgenommen haben. Im Folgenden wird nun Isabell Rex über ihre Erlebnisse in Worcester berichten.

Achim Obst

Erfahrungsbericht Isabell Rex: Zwei Wochen in Worcester

Hallo, mein Name ist Isabell Rex und ich bin 25 Jahre alt. Derzeit bin ich im zweiten Ausbildungsjahr zur Kauffrau für Büromanagement bei der Firma DIG in Ludwigshafen und besuche die Berufsbildende Schule Wirtschaft 1 in Ludwigshafen.

Als ich von der Möglichkeit erfuhr, einen Berufsaustausch für zwei Wochen in England zu absolvieren, war mir sofort klar, diese Chance zu nutzen. Noch am selben Tag begann ich, mich um genaue Informationen zu kümmern. Ich hatte Glück, wurde angenommen und auch mein Betrieb stellte mich für dieses „Experiment“ frei. So ging es am 19.03.2017 auf nach Worcester. Gemeinsam mit meiner Freundin Saskia, die zugleich auch meine Mitschülerin ist, kam ich bei der netten und sympathischen Familie Langhorne unter. Ihre Freundlichkeit und Gastfreundschaft zeigten sich schon direkt am ersten Abend, als die Töchter mitsamt ihren Freunden zu Besuch kamen, wir gemeinsam zu Abend aßen und danach einen Spieleabend starteten.

Da Saskia und ich uns an unserem Ankunftstag direkt verlaufen hatten, weil wir es gar nicht abwarten konnten, Worcester zu erkunden, war ich sehr froh darüber, als wir uns am nächsten Tag, mit unseren Mitschülern und John, einem Bekannten von Peter Corbisley trafen und gemeinsam eine kleine Stadtführung durch Worcester starteten. Leider wurde die Stimmung durch das für England typische Regenwetter getrübt, da es während der gesamten Stadtführung nur geregnet bzw. geschüttet hatte. Aber wir haben es überlebt. Nachmittags trafen wir uns noch mit Peter, um alles über unseren neuen Arbeitsplatz und den genauen Weg dorthin zu erfahren.

Am Dienstag, den 21.03.2017 begann mein erster Arbeitstag an der Universität von Worcester. Ich startete meinen Tag mit etwas gemischten Gefühlen, zum einen, weil es einfach schon wieder regnete und ich beinah eine halbe Stunde zu meinem Arbeitsplatz laufen musste und zum anderen, weil ich überhaupt nicht wusste, was auf mich zukam. Aber der Mensch wächst ja bekanntlich mit seinen Aufgaben.

Ich fragte mich, wie wohl die Menschen dort auf mich reagieren, ob ich mich mit Ihnen gut verstehen würde und hoffte, dass es mit der Verständigung auch klappen würde.

Meine Sorgen waren absolut unbegründet, denn ich war nicht allein. Eine weitere Teilnehmerin unserer Schule arbeitete mit mir im Büro. Ich wurde sehr herzlich an der Universität empfangen und bekam meinen Arbeitsplatz für die nächsten zwei Wochen gezeigt. Nach kurzem Smalltalk begann ich mit meiner Arbeit. Anfangs war es sehr ungewohnt auch am Computer alles auf Englisch zu haben, aber man gewöhnt sich erstaunlich schnell daran. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten bei der einen oder anderen Aufgabe war mein Motto, nicht aufzugeben und alles zu schaffen. Und diesem Motto blieb ich treu, ich tastete mich stetig Stück für Stück heran und meine Kompetenzen entwickelten sich täglich. Ein weiterer Lichtblick war der Samstag. Nicht nur, dass das heiß ersehnte Wochenende anstand, sondern dass damit auch ein Ausflug nach Birmingham verbunden war.

Ein Mix aus Spaß, Kultur, Sightseeing und Shopping begeisterten mich so sehr von Birmingham, dass ich direkt sonntags mit Saskia noch einmal allein on Tour gehen wollte. Was sollte uns auch passieren? Fasziniert von der Hilfsbereitschaft und der Freundlichkeit der Briten verlor ich Stück für Stück meine Hemmungen fremde Leute direkt anzusprechen und dabei eventuell Fehler zu machen., denn ein „Falsch“ gab es nicht, zur Not wurde sich mit Händen und Füßen verständigt. Am Ende war ich stolz auf mich, da alles wie am Schnürchen verlief und problemlos klappte.

In der zweiten Woche hatte ich schon etwas Routine gesammelt und so ging die Arbeit immer rascher von der Hand.

Zusammengefasst kann ich sagen, dass dieser Austausch für mich ein großer Schritt in die Selbstständigkeit war. Zwar hatte ich zur Unterstützung meine Gastfamilie, dennoch war ich mit meiner Freundin auf mich, bzw. waren wir auf uns selbst angewiesen. Sei es beim Einkaufen in den Supermarkt ohne Auto aber mit Teamwork beim Tragen oder morgens beim Frühstück machen. Es ist zwar nicht so, dass ich das zu Hause nicht machen würde, aber dort habe ich eben ein Auto, was viele Dinge enorm erleichtert. In diesen zwei Wochen wurde mir aber auch bewusst, wie gut ich es habe und wie gut es mir in Deutschland geht. Oft weiß man das selbst nicht zu schätzen, da man es als selbstverständlich ansieht und man merkt, wie wichtig einem doch die Familie ist. Meine Familie war eine sehr beschäftigte Familie, die meist gar nicht zu Hause war und wäre ich dann alleine gewesen, wäre ich mir doch etwas allein gelassen vorgekommen. Man muss ihr aber zugutehalten, dass sie sich stets bemüht hat, uns mit einzubeziehen. Sei es beim Bowling an dem Geburtstag des Enkelsohnes oder bei einem Konzert der Tochter.

Ich kann nur jedem ans Herz legen, an solch einem Austausch teilzunehmen. Es ist auf jeden Fall für jedermann eine tolle, bereichernde Erfahrung.