Andorra - Theaterensemble aus der Schweiz zu Gast am Wirtschaftsgymnasium

Am Montag, den 16. März 2009 wurde in der Aula des Wirtschaftsgymnasiums Ludwigshafen das Stück „Andorra“ von Max Frisch für den 11. Jahrgang aufgeführt. Es stellt sich die Frage, inwiefern das fünfköpfige Ensemble das anspruchsvolle und emotionale Drama entsprechend gut darstellen konnte.

Positiv aufgefallen, wenn auch etwas lang, ist der Beginn der Inszenierung. Eine Darstellerin gab dem Publikum eine kurze Einführung zum Stück sowie Angaben zum Autor. Dies war hilfreich für jene, die sich mit dem Stück bisher nicht ausreichend befassen konnten und erinnerte auch erneut an wichtige Stellen. Einer der Darsteller übernahm mehrere Rollen, die er – trotz der Vielfältigkeit der Charaktere, die er darzustellen hatte – überzeugend und stellenweise humoristisch ausdrücken konnte. Beim Theater scheint gerade diese Fähigkeit von großer Bedeutung und vermag das Talent eines Schauspielers deutlich zu machen. So konnte er die Figuren des Tischlers, des Wirts, des Doktors sowie des Pfarrers ausreichend verkörpern.

Unzufrieden waren einige Besucher mit der Besetzung der Hauptperson „Andri“, da diese eher leidlich besetzt war. Der im Stück 20-jährige Andri konnte von dem ca. 15 Jahre älteren Darsteller nicht passend wiedergegeben werden. Wettgemacht wurde diese Fehlbesetzung allerdings durch die anderen Darsteller, wie beispielsweise den des Lehrers und des Vater von Andri. Beides gelungene Besetzungen, die darstellerisch überzeugten. Genauso die Rollen des Soldaten Peiders und die der Barblin. Auch wenn Barblin gelegentlich etwas mürrisch und der Soldat etwas herrisch und laut erschien, so konnte die anschaulich interpretierte Darstellung ihrer Rollen nicht getrübt werden. Interessant war auch das Bühnenbild, welches nie verändert wurde und dennoch immer zu passen schien. Dadurch wird deutlich, dass die Darsteller eine recht gute Leistung vollbracht haben, wenngleich die Figuren manchmal leicht überzeichnet schienen.

Wirft man einen Blick auf die Höhe- und Wendepunkte des Stückes, so erkennt man, dass diese in der Inszenierung nicht ausreichend zur Geltung kamen. So wirkte die Aufführung mit der Zeit etwas trocken und in die Länge gezogen. Sehr bedauerlich war auch die Interpretation des Schlusses, da das Ende zu abrupt kam, retardierende Momente und spannungserzeugende Szenen ausgelassen wurden und die Katastrophe somit nicht wirklich antizipierbar war. Der Schluss hätte ausführlicher dargestellt sein sollen, um das Publikum auf die Intention aufmerksam zu machen und – wie eigentlich von Frisch gefordert – zum Nachdenken anzuregen. Das Transparent „Willkommen in Andorra“, welches die Schauspieler am Ende gemeinsam ins Publikum hielten, sollte wohl für kundige Beobachter den Impuls dieser Selbstreflektion setzen. Möglicherweise blieb dies jedoch einigen Zuschauern verborgen.

Zusammengefasst lässt sich behaupten, dass die Inszenierung für ein „wanderndes“ Theaterensemble an einer Schule interessant und gut interpretiert dargestellt werden konnte. Es wurde sich auch stark an die Aufführungsvorstellungen von Max Frisch gehalten, der diese in seinen Kommentaren zum Stück vorgegeben hatte. Auch wenn kleine Verbesserungen das Stück abgerundet hätten, so erschien es letztlich doch als gelungen und auch als anregend für die Schüler. Es konnte durchaus zum besseren Verständnis der Lektüre beitragen.

Andra Flatter