Kauffrau / Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistung

Das Berufsbild

Kaufmann bzw. Kauffrau für Spedition und Logistikdienstleistung ist ein anerkannter Ausbildungsberuf nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG). Er ersetzt den bis zum 31. Juli 2004 vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie anerkannten Ausbildungsberuf Speditionskaufmann/-kauffrau. Die Neuordnung war unter anderem nötig geworden, um die Entwicklungen in der Logistikbranche aufzugreifen.

Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistung werden vor allem bei Speditionen und Unternehmen im Bereich Umschlag/Lagerwirtschaft beschäftigt. Darüber hinaus gibt es auch bei Unternehmen, die z. B. in der Güterbeförderung im Straßen- oder Eisenbahnverkehr oder in der Schifffahrt aktiv sind, sowie bei Frachtfluggesellschaften oder Paket- und Kurierdiensten sowie in Industrie-, Groß- und Außenhandelsunternehmen geeignete Tätigkeitsfelder.

Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistungen sind die Architekten des Transportwesens. Zu den Aufgabengebieten gehören die klassischen speditionellen Tätigkeiten der Beratung und Organisation der Transport-, Umschlags-, und Lagerprozesse (TUL-Prozess) unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen, terminlichen und organisatorischen Aspekte. Ergänzt wurde im neuen Berufsbild die prozessorientierte Sichtweise (Geschäftsprozessorientierung) sowie die zusätzlichen Schwerpunkte Gefahrgut und Logistik. Je nach Art, Größe und Spezialisierung des Betriebes fallen verschiedene Aufgaben an, wie z. B.
- Kunden beraten und Angebote erstellen
- Errechnen von Preisen und aufstellen von Kostenkalkulation
- Aufträge abwickeln und entsprechende Transportdokumente erstellen
- Transporte planen und disponieren
- Frachtführer, Transport- und Lagerpartner beauftragen
- Einzelsendungen zu Sammelladungen zusammen fassen
- Zollabwicklung
- Schadensfälle bearbeiten
- Verwalten des Lagers
- Allgemeine Büro- und Verwaltungsarbeiten

Seit Inkrafttreten der Verordnung über die Berufsausbildung zum Kaufmann/ zur Kauffrau für Spedition und Logistikdienstleistungen wird besonderen Wert auf moderne speditionelle und logistische Dienstleistungen, sowie auf Informationstechnik, Sicherheit im Güterverkehr und die englische Sprache gelegt.

Die dreijährige Ausbildung erfolgt im Wesentlichen im Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule.

Die Organisation an der Berufsschule

Der Kaufmann/die Kauffrau für Spedition und Logistikdienstleistung gehört zu den Traditions- und Großberufen der BBS Wirtschaft I. Im aktuellen Schuljahr werden ca. 140 Auszubildende der Transport- und Logistikbranche in 6 sogenannten Bezirks-Fachklassen der Berufsschule unterrichtet. Zu unserem Schulbezirk gehören alle Ausbildungsbetriebe dieses Wirtschaftszweiges aus der Pfalz und des südlichen Teils von Rheinhessen. Der Unterricht erfolgt in Teilzeitform nach der Blockorganisation in 2 Blöcken pro Schuljahr mit jeweils maximal 6 Unterrichtswochen. Das Unterrichtsangebot umfasst Pflichtfächer und Wahlpflichtfächer. Der Pflichtunterricht gliedert sich in den berufsübergreifenden Unterricht (Deutsch, Sozialkunde, Religion und Sport) und in den Berufsbezogenen Unterricht auf der Basis des jeweils gültigen Rahmenlehrplans. Der Rahmenlehrplan (siehe Übersicht unten) enthält die Lernfelder und die Lernziele für die Berufsschulen, die in diesem Berufsbild vermittelt werden.


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(1) Rechtliche Grundlagen:
Verbindliche Grundlage für die Arbeit der Berufsschule ist der Rahmenlehrplan zum Kaufmann bzw. zur Kauffrau für Spedition und Logistikdienstleistung vom 30. April 2004, welcher mit der Verordnung über die Berufsausbildung abgestimmt ist.

(2) Didaktische Konzeption (Auszug aus dem Rahmenlehrplan vom 30. April 2004):
Die Zielsetzung der Berufsschule erfordert es, den Unterricht an einer auf die Aufgaben der Berufsschule zugeschnittenen Pädagogik auszurichten, die Handlungsorientierung betont und junge Menschen zu selbstständigen Planen, Durchführen und Beurteilen von Arbeitsabläufen im Rahmen der Berufstätigkeit befähigt. Der berufsbezogene Unterricht ist dabei in Lernfeldern organisiert.

Die Lernfelder orientieren sich an typischen Geschäftsprozessen der Speditions- und Logistikwirtschaft. Hierzu zählen insbesondere die Planung, Organisation, Steuerung und Kontrolle des Transports, des Umschlages und der Lagerung von Gütern (= sog. TUL-Prozesse) sowie logistische Leistungen. Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistung überblicken die Leistungsfähigkeit der Verkehrsträger im Güterverkehr, auf Straßen, Schienen, im Luftverkehr und in der Binnen- und Seeschifffahrt. Anhand von drei Verkehrsträgern erwerben die Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistung Kompetenzen zur Umsetzung von Speditionsverträgen. Diese damit exemplarisch erworbene speditionelle Handlungsfähigkeit ermöglicht in der beruflichen Tätigkeit den Transfer auf weitere Verkehrsträger und befähigt zu lebenslangem Lernen. Im ersten Ausbildungsjahr wird mit dem Güterkraftverkehr eine gemeinsame Verkehrsträgerbasis geschaffen. Im zweiten Ausbildungsjahr wird durch die Behandlung von Frachtgeschäften anhand eines weiteren, regional bedeutsamen Verkehrsträgers und eines dritten Verkehrsträgers bei Exportgeschäften die berufliche Handlungskompetenz exemplarisch weiterentwickelt.

Die berufliche Tätigkeit der Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistung ist zunehmend durch die enge Verbindung von speditionellen und logistischen Aufgaben sowie durch die Entwicklung logistischer Geschäftsfelder gekennzeichnet. In den Lernfeldern kommt diese Entwicklung logistischer Tätigkeitsfelder im Rahmen der Erstausbildung durch die Beschaffungs-, Distributions- und Lagerlogistik zum Ausdruck. Über diesen funktionsbezogenen Ansatz hinaus werden Schnittstellen zur Produktions- und Entsorgungslogistik aufgezeigt und damit das Denken in logistischen Prozessketten gefördert.
Bei allen Geschäftsprozessen ist von zentraler Bedeutung, die Kundenberatung und Kundenbetreuung adressaten- und situationsgerecht durchzuführen. Besondere Kompetenzen wie selbständiges, analytisches und vernetztes Denken sind hierbei ebenso unerlässlich wie Problemlösungsfähigkeit und die Fähigkeit zur Kommunikation und Kooperation. Darüber hinaus ist arbeiterorientiertes Verhalten genauso gefordert wie die Fähigkeit, an einer wirtschaftlichen, humanen und ökologischen Gestaltung der betrieblichen Arbeit mitzuwirken.

Kompetenzen im Umgang mit informationstechnischen Systemen und Standardsoftware zur Informationsbeschaffung, -verarbeitung und –auswertung werden integrativ in allen Lernfeldern vermittelt.

(3) Übersicht über die Lernfelder:
Der Rahmenlehrplan enthält die Lernfelder und die Lernziele für die Berufsschulen, die in diesem Berufsbild vermittelt werden.

Lernfelder Zeitrichtwerte in Unterrichtstunden
Nr. Bezeichnung 1. Jahr 2. Jahr 3. Jahr
1 Die Berufsausbildung mit gestalten 40
2 Im Speditionsbetrieb mitarbeiten 80
3 Geschäftsprozesse dokumentieren und Zahlungsvorgänge bearbeiten 40
4 Verkehrsträger vergleichen und Frachtaufträge im Güterkraft-verkehr bearbeiten 80
5 Speditionsaufträge im Sammelgut- und Systemverkehr bearbeiten 80
6 Frachtaufträge eines weiteren Verkehrsträgers bearbeiten 40
7 Geschäftsprozesse erfolgsorientiert steuern 40 40
8 Betriebliche Beschaffungsvorgänge planen, steuern und kontrollieren 40
9 Lagerleistungen anbieten und organisieren 40
10 Exportaufträge bearbeiten 80
11 Importaufträge bearbeiten 40
12 Beschaffungslogistik anbieten und organisieren 40
13 Distributionslogistik anbieten und organisieren 80
14 Marketingmaßnahmen entwickeln und durchführen 40
15 Speditionelle und logistische Geschäftsprozesse an wirtschaft-lichen Rahmenbedingungen ausrichten 80
Summen: insgesamt 880 Stunden 320 280 280

Dem berufsbezogenen Bildungsangebot werden im Wahlpflichtunterricht ab dem 1. Ausbildungsjahr die Wahlpflichtfächer „Verkehrsgeografie und Seeschifffahrt“ und „Englisch“ hinzugefügt.

Mit der Erweiterung der Kenntnisse in einer Fremdsprache berücksichtigen wir auch als Schule die zunehmende Internationalisierung der Branche und Multinationalität von Kunden, Geschäftpartnern und Mitarbeitern. Aber auch durch die intensive Verwendung von englischen Fachbegriffen kommt der Fremdsprachenkompetenz ein hoher Stellenwert zu. Die Lernfelder aller Ausbildungsjahre bieten hierzu in Lernsituationen Anknüpfungen, insbesondere die Lernfelder „Exportaufträge und Importaufträge bearbeiten“.

(4) IHK-Abschlussprüfung:
Die schriftliche Abschlussprüfung besteht aus drei Prüfungsbereichen.

Im Prüfungsbereich 1 „Leistungserstellung in Spedition und Logistik“ soll der Prüfling praxisbezogene Aufgaben oder Fälle aus den folgenden Gebieten bearbeiten:
- Güterversendung und Transport
- Logistische Dienstleistungen
- Marketing
Dabei soll er zeigen, dass er Lösungsvorschläge zu speditionellen und logistischen Aufgabenstellungen verkehrträgerübergreifend entwickeln und Möglichkeiten des Marketings berücksichtigen kann. Darüber hinaus soll der Prüfling zeigen, dass er Speditionsaufträge verkehrsträgerspezifisch durchführen, rechtliche Vorschriften und Beförderungsbestimmungen anwenden sowie englischsprachige Formulare bearbeiten kann, wobei Detailwissen von zwei Verkehrsträgern gefordert wird, die der Prüfling bei der Prüfungsanmeldung benennt. Der vom Prüfungsausschuss festgelegte Verkehrsträger wird ihm am Prüfungstag bekannt gegeben.

Im Prüfungsbereich 2 „Kaufmännische Steuerung und Kontrolle“ soll der Prüfling praxisbezogene Aufgaben oder Fälle aus den folgenden Gebieten
- Kosten- und Leistungsrechnung
- Controlling
bearbeiten. Dabei soll der/die Auszubildende zeigen, dass er/sie z. B. Preisangebote erstellen, Methoden der Erfolgskontrolle anwenden und kaufmännische Zusammenhänge berücksichtigen kann.

Im Prüfungsbereich 3 „Wirtschafts- und Sozialkunde“ soll der Prüfling praxisbezogene Aufgaben oder Fälle aus der Berufs- und Arbeitswelt bearbeiten und dabei zeigen, dass er allgemeine wirtschaftliche und gesellschaftliche Zusammenhänge der Berufs- und Arbeitswelt und die Bedeutung der Speditions- und Logistikbranche als Wirtschaftsfaktor darstellen kann.

Die mündliche Prüfung findet im Rahmen eines „Fallbezogenen Fachgesprächs“ statt.

Die bzw. der Auszubildende soll auf der Grundlage einer von zwei praktischen Aufgaben aus einem Fachgebiet der speditionellen und logistischen Leistungen, die Ihr bzw. ihm zur Wahl gestellt werden, Lösungsvorschläge entwickeln und begründen. Der Prüfling benennt dieses Fachgebiet bei der Anmeldung zur Prüfung. Bei der Aufgabenstellung ist der betriebliche Ausbildungsschwerpunkt zugrunde zu legen. Neben den Fachkenntnissen soll der Prüfling auch zeigen, dass er betriebspraktische Aufgaben sachgerecht lösen, wirtschaftliche, technische, ökologische und rechtliche Zusammenhänge beachten sowie Gespräche systematisch und situationsbezogen führen kann.