Azubis go China 2017

Nach dem letztjährigen Filmprojekt in Zusammenarbeit mit der ibs sind wir in diesem Jahr wieder zu neunt nach Tianjin geflogen um in verschiedenen Betrieben ein Praktikum zu absolvieren und Erfahrungen in China zu sammeln.
Schon die Fahrt vom Pekinger Flughafen mit einem Kleinbus ans Sino-German Vocational College in Tianjin war interessant, denn im Straßenverkehr lautet die Devise der Chinesen: Man fährt dort, wo Platz ist. Diese Erfahrung würden wir immer wieder im Laufe der 4 Wochen machen. Am Sino-German College angekommen wurden wir und unsere Lehrerin Frau Mayer, die uns für die erste Woche begleiten sollte, sehr herzlich von chinesischen Lehrern und Schülern empfangen. Bei einem ersten gemeinsamen Essen zeigte sich, dass das Essen mit Stäbchen viel leichter aussieht, als es tatsächlich ist – aber am Ende wurden doch alle satt. Eine Tour über den Campus, der zur Zeit etwa 10.500 Schüler beherbergt, bewies das beeindruckende Ausmaß des Colleges. Neben einer Hand voll Gebäuden zur Unterbringung aller Schüler, mehrerer Mensas und verschiedenen Schul-und Verwaltungsgebäuden, gibt es auch einen großen Sportplatz, ein Fitnessstudio, eine kleine Einkaufspassage und viel mehr Grünflächen als wir alle erwartet hatten.
Herr Becker, ehemals Leiter des Instituts für Lehrerfortbildung in Speyer und jetzt internationaler Berater am Sino-German College in Tianjin, machte uns mit dem Bus und Metro System der Stadt vertraut und unternahm einen kleinen Ausflug in die Innenstadt von Tianjin, wo wir in der Food-Street zum ersten mal mit für Europäer befremdlichem Essen, wie Skorpionen, Heuschrecken, Maden oder frittiertem Oktopus am Spieß konfrontiert wurden.
Die folgenden Tage ging es für uns in die Betriebe: Die Firma Stiebel Eltron Tianjin, das Airbus Werk Tianjin, das Architekturbüro Schneider und Schumacher und die Universität von Tianjin haben uns für die Zeit vom 10.4.2017 bis zum 06.05.2017 als Praktikanten aufgenommen und die Arbeitsweisen in China nähergebracht.
Aufgrund von teils langen Anfahrtswegen zur Arbeit, haben wir hauptsächlich die Wochenenden zum Sightseeing genutzt. Tianjin selbst bietet in der Stadt die Ancient-Street, den TV Turm, einen großen Wasserpark und vieles mehr an, ein Highlight war hier definitiv die Flussfahrt auf dem Hai He am frühen Abend mit Blick auf die beleuchtete Stadt. Außerhalb von Tianjin haben wir die Chinesische Mauer besucht und konnten uns glücklich schätzen, dass dieser Teil der Mauer nur mäßig besucht ist und das Wetter fast optimal war.
Am College haben wir sowohl den Englisch- als auch den Deutschunterricht miterlebt: Obwohl die chinesischen Schüler sehr gut deutsche und englische Texte schreiben und lesen können, fehlt ihnen im Unterricht die Praxis. Bei etwa 60 Schülern pro Klasse ist das auch nicht so einfach, und so wurden wir auf kleine Grüppchen verteilt und durften Konversation betreiben, mal erfolgreicher, mal weniger. Ein Highlight für die chinesischen Schüler waren die Fotos am Ende jeder Stunde, besonders der „exotisch“ blonde Nils war sehr beliebt.
Das Wochenende über den ersten Mai haben wir in Peking verbracht. Die Wettervorhersagen versprachen uns 30 Grad und mehr, und so stellten wir uns auf Sightseeing bei Hitze ein. Viele Kollegen in den chinesischen Betrieben hatten uns schon vor Menschenmengen gewarnt, aber so richtig vorstellen konnten wir uns das nicht. Bis wir selbst zwischen Unmengen von Menschen zum Securitycheck anstanden um beispielsweise auf den Platz des himmlischen Friedens zu gelangen. Unser Hostel war in einem der Hutongs gelegen und in Laufnähe des Lama Tempels und der Ghost Street. Ein weiteres Highlight war der Silk Market, auf dem bekannterweise viel mehr als Seide verkauft wird. Durch Irinas hervorragendes Verhandlungsgeschick konnten gerade die Mädels hier ein wenig mehr einkaufen.
Von der Luft- und Umweltverschmutzung waren wir nicht ganz so oft direkt betroffen wie unsere Vorgänger, wir hatten meist moderate Werte. Auch die Tatsache, dass wir die kalten Ostertage und die noch kälteren Temperaturen danach in Deutschland durch den Aufenthalt in Tianjin mit durchschnittlich 26 Grad umgangen haben, hob die Stimmung ungemein.
Insgesamt hat uns der Aufenthalt sehr gut gefallen und wir können es allen interessierten SchülerInnen nur empfehlen, sich für den nächsten Austausch zu bewerben! Es bietet sich allerdings an, schon mit Stäbchen umgehen, sich im Internet einschränken und auf westlichen Luxus wie jederzeit warme Duschen verzichten zu können, denn mit Urlaub haben die vier Wochen in China eher weniger zu tun…

Lisa K. Schälicke, IB 15a