Auslandspraktikum in China – 4 Wochen in einer anderen Welt

12,3 Millionen Menschen leben in der Metropole Tianjin südwestlich von Peking. Das sind Dimensionen, die sich unsere Schüler/innen nur schwer vorstellen konnten. Zum Vergleich: Ganz Rheinland-Pfalz hat ca. 4 Millionen Einwohner. Basierend auf einer Kooperationsvereinbarung mit dem Sino-German-College in Tianjin hatten vier Schüler/innen des Wirtschaftsgymnasiums und ein angehender Speditionskaufmann die Chance ein vierwöchiges Praktikum in China zu absolvieren.

Aber nicht nur die schiere Größe überwältigte die Schüler/innen, auch die für sie so sehr fremde Kultur und Sprache. Zwar hatten sich alle in einem interkulturellen Projekt und/oder Training auf dieses fremde Land und seine Leute vorbereitet, doch die Praxis sieht dann doch oft anders aus, als es in der Theorie scheinen mag. Dennoch möchten die fünf Schüler/innen diese einmaligen Erfahrungen nicht missen.

Sie wohnten zusammen mit ca. 6.000 Studenten auf dem Campus des Colleges, das vor den Toren Tianjins eine Stadt für sich ist: Auf rund 200.000 m² befinden sich 13 Gebäudekomplexe (Trainigszentren, Unterrichtsräume, Bücherei, aber auch Sportanlagen, Fitnesstudios, eine Mensa sowie Einkaufmöglichkeiten). Insbesondere die technische Einrichtung sei beeindruckend gewesen. So habe in einer Halle ein komplettes Flugzeug gestanden, an dem die Studenten gearbeitet hätten. Einmal in der Woche haben die Schüler/innen an Unterrichtsstunden in englischer Sprache teilgenommen. Leider sprachen jedoch viele der Chinesen kaum bis gar kein Englisch, sodass die Verständigung teilweise sehr schwer war. So war es hilfreich, dass die Schüler/innen in der ersten Woche von unserer Kollegin, Frau Porsche, begleitet wurden und mit Herrn Becker, ehemals Leiter des Instituts für Lehrerfortbildung in Speyer und jetzt internationaler Berater am Sino-German College in Tianjin, Ansprechpartner vor Ort hatten. Wertvoll war auch der Kontakt zu einem österreichischen Studenten, dessen Dolmetscherdienste gerne angenommen wurden.

In den Filialen deutscher Unternehmen, in denen die Praktika (Wuerth, Stiebel Eltron und das Architekturbüro Schneider+Schumacher) absolviert wurden, funktionierte die Kommunikation in Englisch jedoch gut. Teilweise waren die Aufgaben sehr anspruchsvoll. So mussten zwei Schüler/innen die Supply Chain von Stiebel Eltron untersuchen sowie darstellen und diese anschließend den Abteilungsleitern präsentieren – in Englisch versteht sich.

Neben diesem Programm war an den Wochenenden aber auch noch Zeit für Ausflüge an die Chinesische Mauer und nach Peking. Während den Schüler/innen das Essen mitunter ziemlich exotisch vorkam – auf einem Markt haben sie u.a. Skorpion probiert, der mit Hähnchenfleisch verglichen werden könne – erschienen unsere Schüler/innen umgekehrt den Chinesen sehr exotisch, sodass viele sich zusammen mit ihnen fotografieren lassen wollten.

Ein Wermutstropfen war allerdings die Umweltverschmutzung. So sei es nur schwer gewesen, sich an den täglichen Smog zu gewöhnen. Persönlich habe man mit den Studenten über dieses und andere Probleme zwar recht offen reden können, aber allein die Tatsache, dass der Zugang zu Facebook und Youtube im Internet nicht möglich gewesen sei, habe ihnen sehr schnell klar gemacht, dass die Chinesen mit ganz anderen Einschränkungen ihrer Menschenrechte leben müssen als Deutsche.

Mit diesen wertvollen und einmaligen Erfahrungen im Gepäck sehen die Schüler/innen in Deutschland einiges mit anderen Augen. Und ihre Berichte waren so beindruckend, dass es bereits die ersten Interessenten für die nächsten Praktika in Tianjin gibt. Alle Beteiligten waren sich einig, dass dieses Programm auf jeden Fall fortgesetzt werden soll.

Ute Schmitt